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Ein letztes Mal

 

 

Gleich vorneweg: ich geh nicht gern “shoppen”.

Dieses “shoppen”, dieses durch - die- ganzen -Läden der Stadt zu laufen, Kleiderstangen abzusuchen, T Shirt Stapel abzutragen auf der Suche nach Irgendwas, was mir vielleicht so gut gefallen könnte, dass ich es auch noch anprobieren will! 

Und damit geht das Drama ja erst los. 

Anprobieren heisst Ausziehen - Anziehen - Ausziehen -Anziehen.

Und wieder von vorn.

Von den Umkleidekabinen,in denen die Klamottenschlacht stattfindet,  will ich ja gar nicht erst sprechen. Weder vom Licht noch von den Spiegeln noch vorn irgendwas - das kennen wir ja alles zur Genüge.

Und - es gibt ja nie genug Haken und Ablagen, um all das aufzuhängen und abzulegen, 

was es da alles aufzuhängen und abzulegen gäbe.

Die eigenen Sachen auf den Hocker, zur Not auf den Boden -  - gut, das ist eigentlich ganz einfach . wie daheim!

Und was häng ich dann von den anprobierten Sachen wohin, damit ich weiß, was gepasst und was nicht.

Was aber eigentlich nicht so ein problem ist, denn es passt mir eigentlich nie wirklich irgendwas.

Und heute - heute hab ich dann auch beschlossen - dass das nicht unbedingt nur an mir , sondern vielleicht auch wirklich am falschen Laden liegen könnte.

 

Ein letztes Mal.

Es war ja wirklich langsam mal nötig.

Jetzt nicht wegen Shopping - Entzug oder dergleichen 

Ich bin ich eh keine ShoppingMaus und außerdem Künstlerin. Beziehungsweise: Soloselbständig. Solo - SelbStändig - Das neue Unwort Dank Corona Pandemie.

Weswegen ich ja nicht mal die Mittel hätte für eine ordentliche Shopping Tour!

Wenn ich denn wollte!
Aber ich will ja nicht einmal! Ich muss.

Ich habs schon so lange rausgezögert - außerdem bin ich eh fast immer zuhause grad, also langt da auch ein Bikinioberteil - Sie sehen , worauf das ganze hinzielt:

 

Ich sag es frei heraus: BH. BHs. Plural sogar,

Ich bin da ja  eher pragmatisch. Wenn ich einen hab, der hält was er halten muss, dann zieh ich den an, bis er mir praktisch vom Leib fällt. Bis der Verschluss nicht mehr richtig schliesst und die Träger ausgeleiert sind, sprich, bis es mir praktisch vom Leib bröselt.

Ich bin da auch nicht sehr eitel. Ich brauch nix mit mit Spitzeneinsätzen, mit verführerischen 

Trägerführungen, Balköner oder Balkonetten .

Ich brauchs praktisch.

Ich hab auch keine “Dessous” - statt Bralette isses bei mir immer eher praktisch.

Und dafür ich will auch keine Unsummen dafür ausgeben.

Dachte ich.

 

Natürlich hab ich erstmal im Internet gestöbert - weil,öko, also öko und fairtrade soll es ja bitte schon sein, oder? Das würd ich mir gern gönnen!

Ach, sagt der Mann, ökö? Ist das dann aus Buchweizen? 

 

Unterwäsche aus dem Internet allerdings  - also ich meine jetzt die für den Alltag, Sie wissen Bescheid - das ist natürlich eine kritische Angelegenheit. Es muss ja passen.

Und zwar gut.

Wenn irgendwas irgendwie passen muss, dann die Bux und das Bustier.

Natürlich reisse ich mir das Ding vom Leib, sobald ich zuhause in meinen eigenen vier Wänden angekommen bin - wie sagt das Sprichwort, das so gut wie alle Frauen sich auf ihr Zierkissen gestickt haben: Da bin ich zuhaus, wo ich meinen BH von mir werfen kann.

Aber bis dahin sollte es halt dann doch leidlich angenehm sitzen.

( ich weiß, ich hör Sie lachen, die Damen -  Ein Wunschtraum )

 

Also bin ich dann halt doch mal in die Stadt.

In genau einen Laden wollte ich, billig, und - wie ich in Erinnerung hatte, auch garnicht soo schlecht in diesem Bereich ausgestattet.

Und halt vor allem -  ich hatte es grad oben erwähnt - billig. 

Allerdings nicht: fairtrade und öko und gerechte Bezahlung etc. - das alles nicht und natürlich hatte ich auch deswegen gleich schlechtes Gewissen. 

Ja - aber nicht soviel davon, dass ich da nicht doch reingegangen wär.

Nur dieses eine Mal!

 

Ich muss doch aufs Geld gucken!

 

Also ich rein ins Hasi & Mausi.

Die Zeit schien relativ gut gewählt - relativ wenig Menschen - 

alles übersichtlich - Na! Da würde ich doch was finden!

Irgendwas, was sich die nächsten Monate als treuer Begleiter unter meinen schwarzen T-Shirts und , ja ausgewaschenen schwarzen T Shirts erweisen würde.

Das mit dem Öko - das würde halt nochmal warten müssen, bis dahin würde ich aus Buße nur im Unverpackt Laden einkaufen. Also mindestens ein Mal wenigstens.

Ja. Und da stand ich denn in jenem Ladengeschäft -

auf dem Weg zur Wäscheabteilung vorbei an bunten , schrillen, sonderbaren

Jungmädchen - Klamotten.

Und natürliche junge Mädchen mittendrin, die sich kichernd zwischen die übervollen Kleiderstangen drängten.

Sehr junge Mädchen.

Zwischen bauchfreien Tops und quietschneonfarbenen Short, zwischen Tshirts mit KISS oder StarWars Aufdrucken und LeoPants.

In der Wäscheabteilung dann auf den ersten Blick: Grosse Auswahl, viel dabei 

Aber von der Nähe: 

schlechte Verarbeitung, dick wattierte Push - ups ( für Teenagerbrüste? ), und dazu billigste Spitze, so dick wie Tischdecken.

Mit Müh und Not hab ich mir ein paar Sachen ausgesucht - Ja hallo , jetzt bin ich schon da! Jetzt guck halt, ob was passt!

Und dann erstmal mit dieser weniger als mittelmässigen Ware in der Hand in die Warteschlange vor  den Umkleidekabinen eingereiht.

Wegen Corona - im nötigen Abstand. Und natürlich - mit der nötigen Geduld.

Und dann steh ich da und sehe: Kinder.

Vor mir: Kinder.

Hinter mir: Kinder.

Wirklich junge Mädels, die tatsächlich zum Teil meine Enkelinnen hätten sein können.

Quietschig, aufgedreht und kicherig.

Und auf einmal - also auf einmal kam ich mir sehr deplatziert vor.

Auf einmal fühlte ich mich in diesem Laden - in dem ich sicher schon fast ein Jahr nicht mehr gewesen war - eben auch schon vor Corona nicht - schon sehr verkehrt.

Ich mittendrin,  mit meinen inzwischen angegrauten Locken, - und ja, natürlich hat DAS jetzt nix damit zu tun, dass man nicht mehr einkaufen dürfte, wo junge Menschen einkaufen.

Natürlich muss man das! Müssen dürfen sogar - mit Ausrufezeichen!

Aber - vielleicht dann doch etwas hochwertiger?

Vielleicht doch ein bisschen - besser? Und ja, fairer ja dann doch vielleicht auch?

Nicht immer nur davon blubbern und dann doch nur die Öko - Bananen kaufen. Sondern auch den Öko BH und die Öko Bux.

 

Und grad fällt mir noch dazu ein:
War nicht H & M einer dieser Konzerne, die sich zu Beginn der Corona - Pandemie geweigert haben , ihre Miete zu bezahlen!

Auweia! Asche auf mein Haupt! Ich schwöre, ich betrete den Laden nie wieder!

Naja - aber - um das Ganze zu Ende zu erzählen:

Schliesslich stand ich tatsächlich in einer dieser Umkleidekabinen und probierte inzwischen leidlich  lustlos meine Beute durch,

Natürlich war keins von den Teilen wirklich cool. Und wirklich passend.

Ein Sport BH hätte es grad noch in die engere Auswahl geschafft - aber da stand ich dann wieder fertig mit An - und Aus - und Anziehen, betrachtete die lange Schlange an der Kasse und irgendwie hatte ich da so gar keinen Bock mehr.

Muss es denn wirklich so billiges  Zeug sein? So wertloser Plunder?

Bin ich mir nix Besseres wert?

Meinen tapferen Körper, der mich bis jetzt ins 55ste Lebensjahr getragen hat, der eben keine 20 mehr ist, nicht mal mehr ne 40 - den soll ich jetzt mit so schlecht sitzender fadenscheiniger Unterwäsch´ drangsalieren?

Nö.

Nöö.

Ganz sicher nicht.

Ich hab Besseres verdient. 

Ein ordenliches Drunter, dass meinem Drüber entspricht Und dem Drinnen.

Ich warf das Teil über die nächstbeste Kleiderstange - 

und bin wieder nach Hause geradelt.

 

Jetzt hab ich dann doch mal die teure Ökowäsche aus dem Internet bestellt.

Mal sehen, obs was taugt.

Hasi & Mausi jedenfalls sehen mich nicht wieder. Diese Zeiten sind vorbei.

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