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  1. Gießener AllgemeineGießen

Intelligente Komik, Tanz und musikalischer Esprit

Erstellt: 09.03.2023, 14:16 Uhr

 

 

Quicklebendig: Birgit Süß in ihrem Element. © Heiner Schultz

Gießen (kdw). Traditionsgemäß beging man auch in Gießen den Internationalen Frauentag, an mehreren Orten. Außer der Demo am Rathaus gab es wieder ein Gastspiel einer hochrangigen Kabarettistin, die Frauenthemen intelligent mit umwerfender Komik und Musikunterhaltung zu vereinen wusste. Birgit Süß gastierte mit ihrem Programm »Das Graue vom Himmel«, begleitet von Bassist Klaus Ratzek, und räumte in jeder Hinsicht komplett ab:

Volltreffer.

 

 

Oberbürgermeister und Kulturdezernent Frank-Tilo Becher und die Beauftragte für Frauen- und Gleichberechtigungsfragen Frederike Stibane eröffneten, auch BM Alexander Wright war da, ebenso wie die ehemalige OB Dietlind Gabe-Bolz. »Frauenrecht ist Menschenrecht«, sagte Becher. »Und wo dies mit Füßen getreten wird, dort ist Demokratie in Gefahr. Daher müssen wir uns dem entgegenstellen.«

Birgit Süß, Kabarettistin, Sängerin und Tänzerin sowie Kulturpreisträgerin der Stadt Würzburg 2021 (*1965) agierte versiert und lieferte mit dem Bassisten und Tubaspieler Klaus Ratzek zur Einrahmung eine Reihe von »Schongsongs« - beim ersten Lied von Juliette Greco ging es ums Altern. Süß leitete gleich aufs Thema Fitnesstraining über. Ältere könnten da ruhig hingehen - »da guckt keiner - die gucken alle nur aufs Handy und zwischendurch wird das Angebot gecheckt, klar«. Das Make-up dort wäre eine Wucht: »Dagegen war Michelangelo ein verdammter Dilettant!« Und die Fingernägel seien richtige Waffen, aber nichts für sie. »Ich hab Katzen, ich brauche nicht noch mehr Krallen.«

 

Süß nahm sich selbst vom Spott nicht aus: »Ich hab meinen Kater aus Griechenland einfliegen lassen. Sie geben einem ja so viel - ja, Arbeit.« Springlebendig streute sie häufig tänzerische Elemente ein und lieferte dann ein musikalisches Glanzlicht: »Weißkopfadler flieg« (»Du suchst den grauen Star« - »Komm mit einer Heizdecke zurück«).

 

Eine Breitseite erhielten die Autorinnen von »Alte weise Männer«, Nena Brockhaus und Franca Lehfeld. Laut Verlag sei das eine »Hommage an eine bedrohte Spezies«. Der »AWM« sei zum Totschlagargument geworden, heißt es bei ihnen, und ehrfürchtig loben sie die Alten Weißen als »die Generation, die unser Land am Laufen gehalten habe«, ätzt Süß. Mit allen bekannten Nachteilen.

 

So zischt Süß durch ihr meist atemberaubend schnell vorgetragenes Programm. Großartig sind noch »Montagsmodell« (»Die lief doch noch nie rund«), das sie in einem berückend sinnlichen Timbre vorträgt. Dazu noch schärfste Pointen gegen Friedrich Merz und Jens Spahn (»Der Mann, der die Frauen versteht«) und eine Version von Princes »Kiss« als »schwäbischer Minnegesang«, getanzt zum federleichten Bass. Als Abschluss ein selbstironisches Lied zum Besinnen aufs finale Geschick: »Ich bin nicht Natur, ich gehör nicht auf den Kompost, weil ich nicht verrotte, sondern verrost« singt Birgit Süß. Das Publikum ist hingerissen.

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